Meine
Migrationsgeschichte
Ursprung meines Familiennamens
Mein Familienname kommt aus dem arabischen und bedeutet „Nomade“.
Daraus könnte ich schließen, dass meine eigentlichen Wurzeln im arabischen Raum
entspringen und nicht ganz ägyptisch sind sowie ich es dachte. An dieser Stelle
würde ich gerne loswerden, dass Araber und Ägypter nicht dasselbe sind, denn ich
werde oft als Araberin bezeichnet, obwohl ich mich nicht als solch eine sehe. Jedenfalls
habe ich auch schon von meinem Vater erfahren, dass unsere Familie arabischer
Abstammung angehört. Die Wurzeln der Familie meiner Mutter sind aber
wahrscheinlich türkisch.
Die Wanderungsgeschichte
Schon meine Großelterngeneration war in Ägypten sässig und ist auch
dort geboren worden. Meine Eltern sind auch in Ägypten geboren worden und erst
sie bringen eine Migrationsgeschichte mit sich. Meine Großelterngeneration hat
nämlich lieber mit der ganzen Familie gemeinsam gelebt, oft auch in einem
großen Haus die ganze Großfamilie zusammen. Erst meine Eltern bzw. mein Vater hat
daran gedacht auch in andere Länder zu reisen, dort zu arbeiten, oder was dem
eigentlichen Grund seiner Migration nach Österreich entspricht, hier zu
studieren. Das Ziel meines Vaters war also eigentlich die Fortführung seines
Studiums und danach die Rückreise nach Ägypten um dort zu arbeiten. Jedoch
bekam er nicht die Überweisung von der WU um weiter zu studieren, denn sie
haben seinen ägyptischen Studienabschluss nicht anerkannt und dadurch hätte er
sein ganzes Studium von neuem beginnen müssen. Ein Freund meines Vaters hat ihm
jedoch angeboten mit ihm zu arbeiten und so kam es, dass er nur noch arbeiten
ging um Geld zu verdienen womit er sich in Ägypten selbstständig machen konnte.
Daraus wurde nichts, denn die Lage in Ägypten verschlechterte sich von Jahr zu
Jahr, sodass er meine Mutter heiratete und beschloss mit ihr hierzubleiben. Ich
bin persönlich ziemlich froh über diese Entscheidung.
Motive und Gründer der Migration
In meinem Herkunftsland Ägypten sind die Lebensbedingungen nicht
genügend gut um dort als Durchschnittsmensch ein zufriedenes Leben führen zu
können. Alles ist teuer, man bekommt keine nötigen Hilfen vom Staat wie hier in
Österreich, es ist nicht alles so hygienisch wie hier- ja sogar das für uns
hier selbstverständlich saubere Trinkwasser ist dort keine so klare
Angelegenheit. Um unter diesen Umständen leben zu können muss man schon reich
sein um sich alles leisten zu können, dadurch keine Hilfen vom Staat benötigt und
sich auch das saubere Wasser in Flaschen tagtäglich leisten zu können. Mein
Vater ist oft gereist und hat durch seine Reisen in die verschiedensten und
weiterentwickelten Länder gemerkt, dass ein anderes besseres Leben ohne steinreich
zu sein auch möglich sein kann und vor allem möglich sein sollte, einfach vom
Menschenrechtlichen her. Ihm haben viele Länder gefallen, aber in Österreich
gibt es das beste System um einem die wichtigsten Lebensbedingungen zu
erfüllen. Sein Grund war zwar wie schon erwähnt das Studium, jedoch hat er
während seiner Studiumszeit hier die Erkenntnis gemacht, dass er sich ein Leben
hier sehr gut vorstellen könnte. Er bekam natürlich nicht die besten
Arbeitsstellen dadurch, jedoch lag es in seinem Interesse, dass wenigstens
seine Kinder eine bessere Chance auf gute Bildung und gute Lebensführung haben.
Veränderungen
Für meine Eltern gab es dann nicht mehr dieses „Leben in einer
großen Familie“, nicht einmal mehr das Leben in irgendeiner Nähe zur Familie.
Sie hatten hier nur für ein Jahr den Bruder meines Vaters, der aber dann
verstarb, dessen Frau und ihre Kinder. Trotz naheliegenden Wohnungen hat sich
vor allem meine Mutter sehr einsam und unwohl gefühlt. Sie wollte unbedingt
wieder nach Ägypten, was sie auch öfters plante, jedoch ließ die sich zunehmend
verschlechternde Lage in Ägypten dies nicht zu. Sie kann sich bis heute oft
nicht vor Heimweh trösten, denn mit der Migration verpasste sie auch viele traurige
wie fröhliche Ereignisse. Beispielsweise konnte sie in den letzten Tagen, die
ihrer Mutter noch verblieben nicht bei ihr sein. Oder was wir bis heute noch
erleben, ist das Verpassen vieler Hochzeiten unserer Verwandten und Bekannten,
oder die Geburt eines Kindes und der darauffolgenden, bei uns traditionellen „Wochenfeier“
dieses Neugeborenen. All das macht auch mich oft traurig, denn ich kann bei
sowas nie dabei sein und mich mitfreuen. Wir haben wenn dann Glück, dass es
Ereignisse im Sommer gibt, an denen wir teilnehmen können. Ansonsten dürfen wir
ihnen per Telefonat gratulieren oder bis zu unserer Reise im Sommer nach
Ägypten warten.
Am schlimmsten ist die Angst, dass man über die zehn Monate einen Familienangehörigen verliert, denn man weiß nie wann der nächste Verwandte sterben könnte und man sieht ihn danach nie wieder- nicht schon genug dass man von Jahr zu Jahr warten muss um diesen zu sehen. Wenn man auch mal einen Sommer nicht fliegen kann, muss man sich auch im klaren sein, dass man somit zwei Jahre ohne Verwandtschaft auskommen muss, denn von Sommer zu Sommer sind schon zehn Monate vergangen, die zwei Monate nicht wieder wett machen können.
Durch das Leben in einer neuen Kultur musste sich auch das Denken meiner
Eltern etwas verändern was uns Kinder anbelangt. Denn wir sollten uns nicht
anders fühlen als die anderen, vor allem deswegen damit wir das Gefühl haben
wir gehören hier dazu. Wir gehören diesem Staat an, also dürfen wir auch das,
was die anderen in diesem Staat dürfen. Uns hier wird daher viel mehr erlaubt,
als unseren Verwandten. Ein kleines Beispiel: In Ägypten durfte meine Mutter
nicht in allen Fällen an einem ganztägigen Schulausflug teilhaben. Außerhalb
des Hauses zu übernachten kam überhaupt nicht in Frage. Wir haben das Glück,
dass meine Eltern einsehen, dass es in diesem Land dazugehört mehrtägige Ausflüge
zu machen und wir deshalb auch mit dürfen. Nicht nur das, auch das längere draußen
bleiben ist dort nur für Jungs vorstellbar. Mädchen haben vorgeschriebene
Zeiten wann sie wieder heimkommen müssen, und das auch noch ziemlich früh. Oft
muss sie sogar mit ihrem Bruder raus, um außer Haus kommen zu können.
Länger im Ausland?
Mir gefällt es in Österreich sehr gut und ich will eigentlich auch
hier bleiben. Wenn ich ins Ausland gehen wollen würde, wäre das nur weil ich
entweder wie mein Vater dort studieren will, mir dort ein sehr guter
Arbeitsplatz angeboten wird oder wenn ich mit meinem Partner dorthin „muss“. Es
gibt auf jeden Fall Unterschiede zwischen meinen Gründen zur eventuellen
Migration und den Gründen der Migrierenden nach Österreich. Ich denke, die
meisten die nach Österreich kommen, kommen wegen den guten Lebensbedingungen,
dem guten Bildungssystem, der höheren Chance einen Job zubekommen durch das
absolvieren der ganzen Kurse, die der Staat anbietet, falls man mit keinem anerkannten
Schulabschluss aus seinem Herkunftsland kommt. Jedoch würde ich nicht
migrieren, weil ich das Ganze nicht in Österreich habe, sondern aus den bereits
genannten Gründen. Ich glaube der stärkste Aspekt wäre, wenn ich in einem anderen
Land ein Jobangebot bekomme, dass ich nicht versäumen sollte.
Bevorzugte Länder
Mir käme eigentlich kein konkretes Land in den Sinn, jedoch würden
mir schon Eigenschaften einfallen, die das Land haben sollte, damit ich gerne
dorthin ziehe. Auf jeden Fall sollte es ein Land sein, das hygienisch
weiterentwickelt ist, denn ich hätte schon gerne Trinkwasser in meinem
Wasserhahn. Auch lege ich Wert auf die Mitmenschen in diesem Land, z.B. habe
ich oft gehört, dass die Menschen in London sehr nett sind und nicht so
rassistisch wie hier manchmal Leute sind. Was ich auf jeden Fall auch beachten
werde, ist das Bildungssystem für meine späteren Kinder. Das ganze System des
Staates spielt eine Rolle, ich muss wissen was meine Rechte in diesem Land
sind. Ab wann ich dazugehöre und wo ich mitreden darf, denn ich will dort auch
ein Teil vom Staat sein, genauso wie ich mich hier als Teil des Landes sehe.
Mir fiele deshalb auf die Schnelle auch nur London ein, denn ich weiß ich hätte
dort eine Chance es zu etwas großem zu bringen. Ich weiß ich könnte dort ein
schönes gemütliches Leben führen. Ich weiß ich würde mich dazugehörig fühlen,
aufgrund der sozialen Mitmenschen. Und ich bräuchte mir keine Sorgen um meine
und die Zukunft meiner Kinder zu machen, denn dort kann ich mir vorstellen gut
aufgehoben zu sein.
Beurteilung
1) Beurteilungsraster
Recherchentiefe : sehr ausführlich
Beantwortung der Fragen: ausführlich
Persönliche Reflexion: ausreichend
2)
Persönlicher
Kommentar
Ich habe dieses Thema gewählt, da meine Herkunft nicht der
österreichischen entspricht und ich wusste, dass ich dazu ausreichend zu sagen und
zu erzählen habe. Außerdem interessiert mich dieses Thema am ehesten, vor allem
war ich nachdem ich die zu bearbeitenden Fragen gelesen habe, selber daran
interessiert was genau meine bzw. die Migrationsgeschichte meiner Familie ist. Ich
habe mich mit meinen Eltern für einen Abend zusammengesetzt und habe mir die
Geschichte angehört. Ich hatte selbst auch viele Fragen und finde im Endeffekt,
dass ich mich gut genug mit der Recherche auseinandergesetzt habe. Ich hab dann
bei der Beantwortung der einzelnen Fragen zwar sehr vieles nicht erzählt, denn
es war erstens zu viel und zweitens wollte ich nicht alles preisgeben. Viel
Persönliches habe ich auch nicht reingeschrieben, denn ich war an der Migration
nicht betroffen und habe nicht dasselbe durchgemacht wie meine Eltern. Alles in
allem finde ich meine Arbeit gelungen und ausreichend an Informationen.
Liebe Asma,
AntwortenLöschenAlso ich finde schon, dass du die Geschichte deiner Familie auf eine sehr persönliche Art und Weise erzählt hast und dafür möchte ich mich bedanken! Es war wirklich sehr interessant für mich, diese zu lesen!
Vieles, von dem du erzählst, kenne ich so nicht, zum Beispiel das Leben in so einer großen Familie, wo man immer so viel Anteil am Leben der anderen nimmt. Mir ist meine Familie auch sehr wichtig und ich freue mich immer, wenn ich meine Cousinen und Cousins treffe, aber so an ihrem Leben teilhaben ist irgendwie nicht möglich! Trotzdem gefällt mir der Gedanke dieser engen Verbundenheit sehr gut!
Auch wenn es sicherlich nicht immer leicht ist, in Österreich zu leben, weil manche Leute einfach unhöflich und vorurteilsbehaftet sind, hast du trotzdem den Vorteil Teil von zwei Kulturen zu sein. So hast du eine vielfältige Perspektive aufs Leben, um die ich dich in gewisser Weise als "einfache Österreicherin" beneide!
Mach weiter so!