14.01.2014

Themenbezogener Artikel und Analyse - Bernhard Böhm

Der von mir ausgewählte Zeitungsartikel namens "Erst 155 von 500 syrischen Flüchtlingen in Österreich" wurde von Irene Brickner verfasst und von der Zeitung "Der Standard" am 8. Jänner 2014 veröffentlicht.

Inhaltsangabe

Wie der Titel bereits erahnen lässt, handelt der Zeitungsbericht von syrischen Flüchtlingen und der österreichischen Asylpolitik. Im Artikel wird thematisiert, dass lediglich 155 der von Innenministerin Mikl-Leitner im August 2013 versprochenen 500 Syrer in Österreich angekommen sind. Die ÖVP-Politikerin meinte außerdem, dass jene 500 in wenigen Wochen in Österreich seien würden.

Desweiteren spielen laut Artikel verschiedene Institutionen tragende Rollen in der Flüchtlingsaufnahme. Einerseits die katholische und syrisch-orthodoxe Kirche, andererseits das Flüchtlingshilfewerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Das Kontingent von 500 Flüchtlingen wird zu je 250 aufgeteilt. Die Zusammenarbeit des christlichen Ensembles gewährte 155 Syrern Zuflucht in Österreich (sowohl Christen als auch Muslimen). Dies bedeutet, dass kein einziger syrischer Flüchtling mit Unterstützung der Vereinten Nationen in Österreich angekommen ist.

Die Vereinten Nationen behaupten, dass nie davon ausgegangen wurde, den Vorgang innerhalb von wenigen Wochen abzuschließen, da dieser nunmal einige Zeit in Anspruch nehme. Außerdem hofft der Leiter des Wiener UNHCR-Büros, dass die ersten 50 Flüchtlinge Mitte Februar in Österreich ankommen.

Zusätzlich sei der bürokratische Aufwand, laut Zeitungsartikel beim kirchlichen Syrien-Flüchtlingskontingent um einiges geringer, da vielen Flüchtlingen im Rahmen der Familienzusammenführung Asyl gewährt wurde. Während auf UNHCR-Seite eindeutige humanitäre Auswahlkriterien die Auswahl der für Österreich in Frage kommenden Flüchtlinge erschweren.   
  

Analyse

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass ich in diesem Abschnitt der Arbeit einzelne mir als wichtig erscheinende Punkte des Artikels auswähle und anschließend interpretieren.


Zu Beginn des Textes, wird Johanna Mikl-Leitner von der Autorin gerügt: 

"Die Aufnahme von 500 Flüchtlingen aus Syrien solle innerhalb "einiger weniger Wochen" stattfinden, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Ende August 2013. Jetzt, vier Monate später, ist die Bilanz im Vergleich dazu ernüchternd: Erst 155 der zugesagten 500 Syrer und Syrerinnen befinden sich im Land...".

Vorallem die "ernüchternde Bilanz nach 4 Monaten" deutet meiner Meinung nach daraufhin, dass die Autorin die Aussage der ÖVP-Politikerin als mögliches "Wahlzuckerl" oder leere Worte kurz vor der Nationalratswahl  abstempelt, um im "Teich" der "Linken Parteien" zu "fischen".

 Anschließend beschreibt die Autorin die Verteilung des Konitngents:

"...und zwar allesamt Menschen, die jenem 250 Personen umfassenden Kontingent angehören, das auf Vorschlag der syrisch-orthodoxen und der katholischen Kirche zusammengestellt wird. Von den weiteren 250 Menschen, die auf Vorschlag des Flüchtlingshilfewerks der Vereinten Nationen (UNHCR) aus Flüchtlingslegern in Jordanien hergebracht werden sollen, ist noch kein Einziger im Land.".

 Dieser Abschnitt ist meiner Meinung nach neutral geschrieben, da die Autorin (wohl bewusst) kaum Adjektive verwendet. Allerdings könnte der Vergleich zwischen "allesamt Menschen des kirlichen Kontingents" und "kein Einziger", wenn krampfhaft nach Kritik der Autorin gesucht wird, als solche ausgelegt werden.

Im nächsten Abschnitt wird auf die Günde für das noch nicht erfolgte Ankommen in Österreich von Flüchtlingen aus dem UNHCR-Kontingent eingegangen:

"So ein Programm braucht seine Zeit, in Österreich ebenso wie in anderen Staaten", meint dazu der Leiter des Wiener UNHCR-Büros Christoph Pinter. Er sei von Anfang an nicht von Einreisen binnen Wochenfrist ausgegangen. Vielmehr hätten alle vier Beteiligten - UNHCR, die jordanische Regierung, das Innenministerium in Wien und die Internationale Organisation für Migration (IOM) - nach offizieller Aufnahmezusage erst konkrete Absprachen treffen müssen.".

In diesem Teil argumentiert Christoph Pinter meiner Meinung nach mit einem Argument, welches eigentlich keines ist. Nämlich auf die Art: "Bei denen ist das auch so..". Es mag zwar sein, dass dieser Vorgang eine gewisse Zeit beansprucht, allerding wird durch das eben beschriebene Argument sämtliche Verantwortung abgegeben. Desweiteren bekräftigt dieser Abschnitt die Annahme, dass Innenministerin Mikl-Leitner lediglich Wählerstimmen lukrieren wollte, da es offenbar vor ihrer Aussage noch nicht mal konkrete Gespräche bezüglich des Ablaufes der Aufnahme der Flüchtlinge gab.

Der nächste Absatz den ich als relevant empfinde, handelt von den Vorstellungen der UNHCR bezüglich des Ankommens der Flüchtlinge in Österreich:

"All das floss in der Folge in ein Agreement zwischen dem Innenministerium und UNHCR ein, das Anfang Dezember fixiert wurde. Seither, so Pinter, arbeite man an dessen Umsetzung: "Derzeit prüft das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl die Fälle der ersten 50 von uns vorgeschlagenen Syrien-Flüchtlinge. Wir hoffen, dass sie bis Mitte Februar in Österreich ankommen werden." Sei das Programm erst einmal angelaufen, werde es zügig durchgezogen.".

 Dieser Abschnitt bestätigt die vorherige These bezüglich der Innenministerin erneut, da eine Lösung für alle Parteien erst im Dezember getroffen wurde. Desweiteren wird hier zum ersten Mal von einem konkreten Zeitpunkt der Ankuft seitens der Vereinigten Nationen berichtet. Das die Ankunft Mitte Februar stattfindet, halte ich für recht realistisch, wenn man bedenkt, dass die Überprüfung der ersten 50 Asylbewerber Anfang Jänner begann beziehungsweise begonnen hat. Außerdem soll das Programm der Aufnahme nach einer eher trägen Anfangsphase zur Routine und dadurch erheblich schneller werden. Warum dies so sei wird allerdings nicht erwähnt. Allerdings wird mit der Aussage, dass das Amt für Fremdenwesen und Asyl 50 vorgeschlagene Syrer überprüft, sämtliche Verantwortung abgegeben.

 Der nächste Absatz erklärt, wieso die Aufnahme mit Hilfe der Kirche einfacher und schneller abläuft:

"Keine vergleichbaren Hürden hatten jene 85 auf Vorschlag der syrisch-orthodoxen und 70 auf Vorschlag der katholischen Kirche eingereisten Syrer zu überwinden; weitere 95 dieser Flüchtlinge, vorwiegend Christen, aber auch Muslime, sollen in den kommenden Wochen in Wien ankommen. "Die meisten von ihnen haben Angehörige in Österreich, sodass sie auf Grundlage einer Familienzusammenführung einreisen konnten", streicht Katerina Kratzmann, Leiterin des Wiener IOM-Büros, den Unterschied zum UNHCR-Kontingent heraus."
 
Zunächst wird meines Erachtens nach die Kirche von der Autorin gelobt, da diese explizit erwähnt, dass die Religion der Flüchtlinge nicht ausschlaggebend bei der Wahl der Syrer sei. Dadurch wird die katholische Kirche als welt- und religionsoffen dargestellt. Außerdem seien diejenigen die mit Unterstützung der Kirche nach Österreich kommen, laut der Leiterin des Wiener Büros der Internationalen Organisation für Migration, oft priveligiert, da diese Verwandte in Österreich haben, wodurch die Einreise erheblich erleichtert wird.

Der letzte Abschnitt erklärt, weshalb die Aufnahme durch die UNHCR schwieriger und langsamer ist:
 
"Dem geringeren bürokratischen Aufwand beim kirchlichen Syrien-Flüchtlingskontingent stehen auf UNHCR-Seite indes die eindeutig humanitären Auswahlkriterien gegenüber: Alleinstehende Frauen, Folteropfer und Menschen mit Behinderungen werden vorgezogen."
  
Die Gründe für die erheblichen Zeitunterschiede werden vermutlich erst am Ende des Artikels genannt, um entweder einen bleibenden Eindruck beim Leser zu hinterlassen oder um den Leser so lange wie möglich hinzuhalten, da die Frage, welche ich mir zumindest nach dem Lesen der Überschrift und der ersten Absätze gestellt habe, nämlich: "Wieso gibt es so einen großen Unterschied zwischen den beiden Systemen?", erst so spät wie möglich zu beantworteten.

 Persönliche Meinung

Meiner Meinung nach kritisiert die Autorin primär die österreichische Asylpolitik. Während des ersten Durchlesens dachte ich zunächst, dass vor allem die UNHCR kritisert wird, alllerdings werden sämtliche Streitpunkte in den letzten Absätzen angesprochen und geklärt. Ich denke, dass sowohl die UNHCR als auch die Kirche ihr bestmöglichstes versuchen, allerdings das in schwarzer also konservativer Hand gehaltene Innenministerium sehr kritisch gegenüber Flüchtlingen ist und das öffentliche Interesse bezüglich des Innenministeriums während der letzten Monate im Jahr 2013 durch Nationalratswahl, Koalitionsbildung, Budgetloch, etc. gesunken ist. Weshalb der Druck auf die Innenministerin gesunken ist und diese wohl andere Prioritäten setzte. Nichtsdestotrotz halte ich einige der Aussagen seitens der UNHCR für verwunderlich, da Millionen von Syrern unter Teils menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen, da sie auf der Flucht sind, während die UNHCR mehr Zeit fordert. Wodurch der Eindruck entstehen könnte, dass diese eher gelassen an die Sache herangehen, da "Wir hoffen, dass sie bis Mitte Februar in Österreich ankommen werden." Sei das Programm erst einmal angelaufen, werde es zügig durchgezogen." auf mich nicht unbedingt danach wirkt, als hätte man es besonders eilig.

Ich habe diesen Zeitungsartikel ausgewählt, da er sehr gut zu unserem aktuellen Unterrichtstehma Migration passt, und konträr zu dem Artikel der Presse den wir im Rahmen des Unterrichts besprochen haben, die Flüchtlinge und Migranten nicht als "Plage" darstellt sondern die Politiker und das österreichische Asylsytem kritisiert.
 

Beurteilung

1) Textanalyse: Sehr ausführlich
     Auseinandersetzung mit Argumenten: Sehr ausführlich
     Persönliche Meinung: ausführlich
2) Ich habe versucht möglichst übersichtlich zu arbeiten und die Arbeit logisch aufzubauen. Das einzige Problem, das ich hatte war, dass in dem von mir gewählten Zeitungsartikel recht wenig argumentiert wird, weshalb ich die besonderen Merkmale des Artikels auch in die Interpretation im Analyseteil mit einfließen ließ.

Quelle

http://derstandard.at/1388650422809/Erst-ein-Drittel-der-500-Syrien-Fluechtlinge-im-Land (Zugriff: 14.1.2014; 16 Uhr)

1 Kommentar:

  1. Lieber Berni,
    Du hast ich wirklich sehr ausführlich mit dem Artikel beschäftigt und ich finde es super, dass du etwas gewählt hast, dass nicht nur top aktuell, sondern auch perfekt zu dem passt, was wir gerade im Unterricht gemacht haben. Ich freue mich, dass du schon so weit bist und dich mit Inhalten auf diesem Niveau kritisch auseinandersetzen kannst! Super gemacht!

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