18.05.2014

Armut in Österreich - Cindy Agasu


Armut - persönliche Maßstäbe

Meine erste Assoziation mit dem Begriff 'Armut' sind hunger-/durst-leidende Menschen. Wenn man die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage zum Vergleich heranzieht, erkennt man, dass ich mit dieser Vorstellung nicht alleine dastehe, denn volle 81% der Befragten gaben unter anderem an, dass eine Person verarmt ist, wenn  sie dauernd Hunger leiden muss. Im Anbetracht der anderen gegebenen Indizien für Armut erscheint mir dieses als wichtigstes, denn jeder Mensch sollte dazu imstande sein seine physiologischen Grundbedürfnisse zu stillen, sei es nun Atmung, Schlaf, Hunger/Durst, Wärme oder Harn-/Stuhldrang. Ein Mensch, der nicht dazu befähigt ist -vor allem wenn diese ungestillten Grundbedürfnisse zum Tod führen können- ist, meines Erachtens nach, ein Opfer der Armut.

Armut - Konfrontation

Armut in meiner Lebenswelt

Sowie jeder andere Wiener begegne auch ich tagtäglich Bettlern (teilweise selbstverstümmelt), Straßenmusikanten (hier:natürlich verarmte), Dropouts (=Ausreissern/Punks) oder Zeitungsverkäufern. Das ist das klischeehafteste Bild von Armut, welches so gut wie ein Jeder hat. Ich sehe aber auch beim Einkauf oder Verkauf (in der Arbeit) Menschen, die alle Angebote und Verbilligungen, von denen sie profitieren können, wertschätzend wahrnehmen und ihre Einkaufsliste möglicherweise 3 mal durchlesen um sicherzugehen, dass auch jeder Artikel, der auf jener geschrieben steht, tatsächlich von Nöten ist. Ich bezeichne diese Menschen liebevoll als ''Schnäppchensucher''. Außerdem sehe ich täglich, es mag oberflächlich klingen, das ist aber bestimmt nicht meine Intention, Menschen, anhand deren Kleidungsstil man deren gesellschaftlichen Stellenwert bzw. die Sozialklasse, der sie angehören, ablesen kann.

Persönlich fühle ich mich ärmlicheren Leuten verbunden, da ich selbst nicht aus einer wohlhabenden Familie stamme und weiß Dinge wert zuschätzen. Dies erlerne ich vor allem neu, wenn ich mein Monatsgehalt bereits 3 Wochen vor Monatsende auf mysteriöse Weise verprasst habe. Allerdings treten für mich diese Nah-Armut-Erfahrungen nur phasenweise auf, daher definiere ich, dass ein Mensch unter Armut leidet, wenn er sich in einer finanziell ärmlichen Situation befindet, aus der er ohne jegliche Hilfe nicht mehr hinaus kann.

Offensichtliche Armut auf der Straße

Erkenne ich, dass Bettler a) sichtbar keiner zwielichtigen Organisation angehören oder b) nicht aussehen, als würden sie eine Behinderung simulieren, so spendiere ich meistens Geldbeträge zwischen 2 und 10 Euro (hängt von Stimmungs- und finanzieller Lage ab) oder gebe ihnen Lebensmittel (eher selten, da ich mich unwohl dabei fühle Jemandem etwas zu speisen zu geben, dass ihm womöglich nicht wohl-bekommt). Ich sage zwar dann immer mit einem wissenden Lächeln ''Aber nicht für an Schnaps ausgeben!'' aber im Endeffekt ist es mir egal, ich kann es sogar sehr gut nachvollziehen, dass sie mit Hilfe von wahrnehmungs-verändernden Substanzen aus ihrer Situation flüchten wollen

Schon als Kind konnte ich nie nachvollziehen wie Menschen das spührbare Elend anderer einfach ausblenden konnten und sich nicht betroffen fühlten bzw. ihr Gewissen mit der Überzeugung, dass alle Bettler sowieso Banden angehörten beruhigten und somit ihr Verhalten rechtfertigten. Ich hasste meinen Vater dafür wie er schnurstracks an Bedürftigen vorbeiging ohne sie eines Blickes zu würdigen, als wären sie nicht existent. In Gedanken habe ich mich immer bei ihnen für sein Verhalten entschuldigt als ich ihnen beschämt eine 20 cent Münze (mehr trug ich nicht bei mir) überreichte. Ein Exemplar der Augustin-Zeitung habe ich in meinem Leben jedoch noch nicht erstanden.


Bettelverbote - Kritik

Allein schon die Realisierbarkeit eines Bettelverbots ist für mich zweifelhaft, doch im Mittelpunkt der Thematik steht für mich die ethische Vertretbarkeit eines solchen. Einem Menschen, der schon durch Besitzlosigkeit gezeichnet ist, soll auch noch das Recht darauf die demütigste Handlung, das Betteln um IRGENDETWAS, entzogen werden? Wie viel Menschlichkeit und Empathie muss man verloren haben um nicht einzusehen, dass das einfach nur falsch ist/wäre? Ich selbst betrachte nur die Erscheinungsform des 'stillen Bettelns' als akzeptable, finde aber, dass diese ohne weitere Gedanken toleriert werden sollte. Es ist nahezu schändlich (aber nicht überraschend), dass Politiker, oder jede Art von Meinungsvertretern in diesem Interessenkonflikt, sogar entgegen den Grundsätzen der Menschenrechts-Konventionen operieren würden.


Brot für die Welt

Ich entschied mich dazu die Organisation ''Brot für die Welt'' zu präsentieren, da es sich bei ihr um eine Organisation handelt, die mehrere Initiativen auf verschiedensten Plätzen der Welt erfolgreich gestartet hat und sie über ein Spenden Gütesiegel verfügt. ''Brot für die Welt'' hat ihren Ursprung in der Aktion ''Brot für Hungernde'', die 1960 von der evangelischen Kirche in die Wege geleitet wurde. Ich persönlich finde die Organisation besonders interessant, weil sie in mehreren Ländern aktiv ist, zusätzlich verfügt der Verband über viele diverse Tätigkeitsbereiche wie zum Beispiel: Ernährung, Inklusion, Pazifismus, Frauenrechte, Bildung. Ich finde es, im Hinblick auf die Thematik 'Armut', insofern relevant, dass die Vereinigung sich für Bildung engagiert, als dass nicht in allen Staaten ein vergleichsweise gut ausgeprägtes Bildungssystem wie in Österreich vorhanden ist (hier: Schulpflicht, auch für finanziell benachteiligte besteht die Möglichkeit auf Bildung). 

Die Organisation führt regelmäßig neue Projekte durch. Das aktuelle Projekt befasst sich mit der Lebensmittelsicherung für Bewohner von Kenia. Es wird damit geworben, dass eine Spende von beispielsweise 15 Euro gleichbedeutend mit Samen und Setzlingen für Kenia ist.

(Die Website ist wirklich schön aufbereitet!)

Ja, ich würde mich bei diesem Verein engagieren, primär, weil er so vielschichtig ist. Die Organisation hat sich mit all den Leistungen, die sie erbracht hat meinen vollsten Respekt verdient! Es ist schön zu sehen, dass mit dem Wille zu helfen doch so einiges möglich ist!



Beurteilung

Auseinandersetzung mit Armut         - sehr ausführlich
Reflexion Bettelverbot                       - ausführlich
Analyse Initiative                                - ausführlich

Kommentar:

Ich denke, dass ich diesen Arbeitsauftrag gut geschaukelt habe. Ich hätte möglicherweise mehr über die variierenden Tätigkeitsbereiche der Organisation schreiben können, allerdings halte ich die Informationen, die ich im Rahmen des Posts angegeben habe für vollkommen ausreichend um einen minimalistischen Gesamteindruck von ''Brot für die Welt'' zu erhalten. Mein Statement zum Bettelverbot hätte wohl auch wortreicher sein können, wobei es, meiner Meinung nach, alles quintessentielle, das ich dazu meinen konnte, enthält.  Der Arbeitsauftrag war klar und eindeutig formuliert, daher gehe ich davon aus, dass ich alle Punkte richtig behandelt habe. Das einzige Manko an der Durchführung besteht für mich darin, dass die Deadline überschritten wurde, ansonsten bin ich zufrieden.

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Quellen:
http://static2.kleinezeitung.at/system/galleries_520x335/upload/5/4/3/2930019/armut_Nolte-Lourens.jpg
https://www.brot-fuer-die-welt.at/de/startseite


1 Kommentar:

  1. Liebe Cindy,
    Hättest du nichts von der Deadline geschrieben, wäre mir das gar nicht aufgefallen...! Drum werd ich's jetzt auch mal ignorieren, da du deinen Schlaf für den Beitrag geopfert hast...! ;-)
    Dein Beitrag ist sehr interessant zu lesen und ich finde sehr wohl, dass du sehr ausführlich gearbeitet hast! Mir ist es aufgefallen, dass es bei mir eigentlich genau gegenteilig ist als bei dir: Ich kaufe immer wieder einmal einen Augustin, aber Geld gebe ich eher selten her. Augustin kaufen ist nämlich für mich auch eine Wertschätzung der Arbeit die diese Menschen machen, sie sitzen nicht nur einfach herum, sondern arbeiten für ihr Geld, auch wenn es nur wenig ist. Außerdem sind manchmal im Augustin auch interessante Berichte drinnen. Beim Thema Bettelverbot geb ich dir vollkommen recht! Aber wirklich überraschend ist die Diskussion in Österreich nicht...!

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